HundefutterDeklaration - was ist wirklich drin

Hundefutter - der "Dschungel" könnte nicht dichter sein und die Deklarations"falle" schnappt häufig zu.
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen und welches Frauchen oder Herrchen möchte nicht das wirklich allerbeste Futter für das vierbeinige "Adoptivkind"?
Also wühlt sich der bemühte Hundebesitzer mehr oder minder durch riesige Abteilungen des stationären Handels oder verbringt Nächte an mobilen oder stationären Endgeräten, um das "richtige" Futter zu finden.
Lesen wir die Marketingversprechen der einzelnen Hersteller, befinden wir uns zwischen all den Dosen, Tüten, Tiefkühlpackungen in einem El Dorado der "besten Zutaten, hochwertigen Rohstoffe", welche "von Experten" entwickelt worden sind.
Selbstredend benötigt Lassie in den unterschiedlichen Phasen ihres Lebens verschiedene Futter und natürlich muss man auch zwischen kleinen und großen Hunden, Rassen mit viel Fell und wenig Fell unterscheiden.
Eine scheinbar komplizierte, hochwissenschaftliche Geschichte und schnell keimt die Frage auf: Geht das auch in einfach??? - JAAA!!!
Hundefutterarten im Überblick
Es gibt wahre Ideologien bei der Fütterung des besten Freundes des Menschen, aber einen Hund füttern sind eben reine Biologie, Ernährungsphysiologie und auch eine gewisse Portion gesunder Menschenverstand gepaart mit einer guten Beobachtungsgabe und Herzblut.
Also KEINE - wie auch immer geartete - Form der Weltanschauung.
Während die einen auf das vermeintlich praktische Trockenfutter schwören (so eine Tüte macht ja auch wenig Abfall), hat die andere Fraktion eher das letzte Gulasch vor Augen und entscheidet sich für das - meiner Meinung nach sinnvollere - Nassfutter. Leere Weißblechdosen sind schließlich recycelbar.
Das "geliebte" oder auch "verhasste" Trockenfutter soll einer gesonderten Betrachtung vorbehalten bleiben.
Dann haben wir noch die Anhänger des B.A.R.F.. Allerdings habe ich mich auch bezüglich dieser Thematik einer gesonderten Abhandlung gewidmet. Wer Interesse hat - bitte hier lesen.
Quasi die "Krone" der Hundefutter-Kreationen ist veganes Futter.
Sicherlich passt es irgendwo in unsere von "Klimakatastrophen" gebeutelte Welt, in welcher der CO2 Ausstoß unserer Haustiere die Umwelt scheinbar exorbitant belastet, ABER der treue Begleiter des Menschen bevorzugt fleischbasierte Kost. Daran wird auch der beste woke Lebensstil nichts ändern.
Sicherlich kann und wird auch pflanzliche Kost gefressen und auch verdaut werden, ABER: Lassie ist und bleibt ein Fleischfresser. Allein das Gebiss eines Hundes gibt uns hier mehr, als nur eine zwingende Vorgabe. Der kurze Verdauungstrakt und auch die Tatsache, dass der Speichel eines Hundes lediglich dazu dient, die (eigentlich nicht sonderlich zerkleinerte) Nahrung gleitfähig zu machen und KEINE Verdauungsentzyme enthält (Meyer/Zentek, Ernährung des Hundes) sind hier weitere, eindeutige Hinweise darauf, dass Hunde NICHT darauf ausgelegt sind, in hohem Maße pflanzliche Kost aufzunehmen und zu verdauen.
§ 2 Satz 1 TierSchG "...Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,..."
sollte hier absolut oberste Priorität gewährt werden.
Ein weiterer Hype - Insektenfutter für den Hund.
Der "Heilsbringer", wenn der geliebte Vierbeiner die Diagnose Futtermittelallergie erhalten hat und selbst exotische Fleischlieferanten anderer Kontinente (z.B. Känguru) für teuer Geld das "Problem" nicht beheben konnten.
Eine Eliminationsdiät mit Monoprotein ist eben auch nicht DIE Lösung.
Beim Insektenfutter ist zu beachten, dass diese meist auf der Basis von Hermetia illucens (schwarze Soldatenfliege) hergestellt werden.
Naturbedingt hat diese Proteinquelle andere Gehalte von Calcium und Phosphor als Fleisch oder Fisch.
Das Missverhältnis dieser beiden Elemente kann man zwar durch Zugabe von Calciumphosphat ausgleichen, verzichtet der Hersteller allerdings auf Zusatzstoffe (was ja auch total "angesagt" ist), wird ein solches Futter zum Problem für Lassie.
Weiterhin stellt sich die Frage, ob das Chitin von Insekten vom Verdauungstrakt unserer Omnivoren überhaupt verwertet werden kann.
Gleichfalls sollte die Qualität des Rohstoffes Insekten eher kritisch hinterfragt werden.
Diese Insekten werden in großen Farmen gezüchtet. Sicherlich ist die Geschichte platzsparend und auch der Einsatz von Futtermitteln nicht vergleichbar mit dem für Weidetiere, ABER über den Einsatz von Antibiotika (sei es nur als Wachstumsförderer), Bioziden und Hormonen schweigen sich die Hersteller eher aus.
Echte, aussagekräftige Quellen, Informationen und vor allem langfristige Erfahrungswerte sind noch immer Mangelware, sprich hier steht der Hundebesitzer vor einer echten Gewissensentscheidung.
Analyseergebnisse, transparente Angaben zu den Aufzuchtbedingungen des Rohstoffes Insekt und Kenntnis über die Lieferketten des Herstellers könnten hier zumindest für etwas Transparenz sorgen. Allerdings bleibt auch an der Stelle die Frage nach der Verdaulichkeit von Chitin - sei es in positivem oder negativem Sinne - für den Organismus offen.
Doch wie setzt sich nun gutes Hundefutter zusammen?
Sicherlich haben sich unsere heutigen Sofawölfe im Laufe der letzten mind. 50.000 Jahre der menschlichen Ernährungsweise angegepasst. Kohlenhydrate in Form Getreide können bis zu einem gewissen Gesamtanteil im Futter aufgeschlossen werden (problematisch ist hier die Stärke) und ja, es ist auch ratsam, sich beim Futter an der Zusammensetzung der Beutetiere von Stammvater Wolf zu orientieren.
Allerdings wird Isegrim selten bis gar nicht in die Verlegenheit kommen, grössere oder gar große Mengen an Getreide aufzunehmen und an der Stelle sind wir dann wieder beim gesunden Menschenverstand und dem, was wir irgendwann mal im Biologieunterricht gelernt haben.
70 - 80% tierische Zutaten
Muskelfleisch sollte hier den Löwenanteil ausmachen, Innereien und Knochen eben in ausreichendem Anteil enthalten sein.
20 - 30% pflanzliche Inhaltsstoffe
Bestenfalls reden wir hier über Gemüse, Obst, Kräuter, Leinsamen. Alte Getreidesorte, wie z.B. Chia, Dinkel, Hafer oder auch Naturreis können gleichfalls in geringen Anteilen zum Einsatz kommen. Weiterhin munden auch unseren 4Pfotlern ab und an gekochte Nudeln recht gut.
Und wo finde ich Informationen über die Zusammensetzung?
Auf der Verpackung des Futter MÜSSEN die Hersteller lt. gesetzlicher Verpflichtung grundsätzlich die Inhaltsstoffe und Analysedaten angeben.
Sicherlich hat man mit diesen Werten und Angaben noch immer nur einen begrenzten Einblick in puncto verwendeter Rohstoffe und auch über die Qualität wird eher weniger ausgesagt, aber es ist zumindest ein grober Anhaltspunkt.
Alles eine Frage der Deklaration.
Geschlossene Deklaration
Die Inhaltsstoffe werden hierbei in Sammelbegriffen zusammengefasst. Es erfolgen keine Prozentangaben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Zutaten in absteigender Reihenfolge nach Gewicht angegeben sind. Der Hersteller legt bei der geschlossenen Deklaration in der Regel nicht alle Inhaltsstoffe offen, was unter bestimmten Bedingungen laut Rechtsvorschriften für die Herstellung und das Inverkehrbringen von Futtermitteln zulässig ist. Insbesondere Konservierungsstoffe oder Antioxidantien müssen nur angegeben werden, sofern bestimme Grenzwerte gesetzlich vorgeschrieben sind.
Der Käufer erhält hier keine genauen Angaben über die Inhaltsstoffe bzw. die prozentuale Zusammensetzung des Hundefutters. Daher lässt nur grob feststellen, welche Bestandteile tatsächlich enthalten sind.
Halboffene Deklarationen
nennen die Inhaltsstoffe in der Reihenfolge ihrer Menge, aber weitestgehend ohne Maßangabe. An erster Stelle steht der Rohstoff mit dem größten Anteil. Nur wenige Zutaten werden prozentual angegeben (z.B.: Huhn (70%), tierische Nebenerzeugnisse (12%), Getreide, usw.).
Daher ist es für den Verbraucher auch hier nicht möglich den wirklichen Inhalt des Futters zu erkennen.
Offene Deklarationen
nennen die Inhaltsstoffe in Einzelbegriffen (NICHT in stofflichen Sammelbegriffen) und es erfolgt eine prozentuale Angabe der Inhaltsstoffe. Der Hersteller garantiert freiwillig, dass alle verwendeten und zugesetzten Inhaltsstoffe aufgelistet sind.
Nicht nur für die, die es fressen ein echtes Kaufargument.
Doch was bedeutet das jetzt faktisch?
Hierzu ist ein kleiner Ausflug in den "Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttermitteln" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wohl fade, aber äußerst hilfreich.
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
"Alle Fleischteile geschlachteter, warmblütiger Landtiere, frisch oder durch ein geeignetes Vefahren haltbar gemacht sowie alle Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Tierkörpern oder Teilen von Tierkörpern warmblütiger Landtiere."
Man sollte hier die tierischen Nebenerzeugnisse nicht per se negativ bewerten, da es sich lt. Definition eben auch um durchaus hochwertige Innereien handeln kann.
Aus diesem Grunde sollte zwingend darauf geachtet werden, dass diese EINZELN aufgelistet sind.
Ist dies nicht der Fall, besteht noch immer die Möglichkeit direkt beim Hersteller anzufragen, um welche Art von Nebenerzeugnissen in welcher prozentualen Menge es sich handelt.
Pflanzliche Nebenerzeugnisse
"Nebenerzeugnisse aus der Aufarbeitung pflanzlicher Erzeugnisse, insbesondere Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Ölfrüchte."
"Übersetzt" reden wir hier also über die Nebenerzeugnisse aus der Auf-/Verarbeitung von pflanzlichen Erzeugnissen, wie z.B. Pressrückständen (Melasse, Rübenschnitzel, etc.)
Fleischmehl und Tiermehl
Hinter dem Begriff Fleischmehl verbirgt sich ein getrocknetes und zu Mehl verarbeitetes, in Form gepresstes Fleisch ohne Nebenerzeugnisse (z.B. Geflügelfleischmehl).
Im Begriff Tiermehl ist das Wort FLEISCH nicht enthalten, welches allerdinds lediglich darauf hinweist, das ALLE Bestandteile des Tieres (incl. der Nebenerzeugnisse) Verwendung gefunden haben.
Zusammenfassend
kann man also ausführen, dass es für den durchschnittlichen Hundebesitzer alles andere als einfach ist, das beste Futter für seinen Vierbeiner zu finden.
Das Angebot ist riesig, die Marketingversprechen der einzelnen Hersteller - wie in eigentlich allen Lebensbereichen - professionell und psychologisch herausragend gestaltet.
Eine objektive Entscheidung ohne jegliches Hintergrundwissen zu treffen ist fast unmöglich.
Die Wahl des Futters sollte für das bellende Familienmitglied auf 4Pfoten individuell, auf dessen Bedürfnisse und vielleicht ein Stück weit auch auf den Geschmack, abgestimmt sein.
Hier lohnt es sich tatsächlich Zeit in Recherchen und/oder finanzielle Mittel in eine sach- und fachkundige Beratung zu investieren.
Letztlich entscheidet allerdings das Tier und sein körperliches Befinden, ob es das empfohlene Futter mag bzw. verwerten kann oder eben nicht. Auch das Output sollte immer wieder kritisch beäugt werden.
Daher ist jeder Hundebesitzer gut beraten selbst die Verantwortung für die Gesundheit seines Hundes zu übernehmen.
„Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche, nicht durch die Apotheke“.
(Sebastian Kneipp geb. 17.05.1981, gest. 17.06.1897)