Was hat ein Milbenbefall mit CPL zu tun?
Jeder Besitzer eines Tinkers, Ponys oder Kaltbluts kann ein Lied davon singen – MILBEN.
Selbiges heißt natürlich nicht, dass nicht auch Warm- oder Vollblüter betroffen sein können, aber die etwas dickeren Kollegen mit dem Puschelfell und dem (Köten-)Behang scheinen eindeutig eine wohnlichere Atmosphäre mit "all-in" Comfort zu bieten.
Milben sind nun wirklich Zeitgenossen, die leben überall – von der Wüste bis zu Regionen mit Permafrost, im Wasser, in unserem Zuhause als Hausstaubmilben, in Nahrungs- und Futtermitteln (hier zieht ein Befall allerdings die sofortige Vernichtung der befallenen Packungen nach sich).
Mit bloßem Auge sind sie nicht sichtbar.
Sie gehören zu den Spinnentieren und atmen über sogenannte Tracheen bzw. die extrem kleinen Arten über die Haut.
Milben erfreuen sich eines reichen Artenreichtums. Man kennt bisher über 30.000 Arten, geht aber nach vorsichtigen Schätzungen von der Existenz von bis zu 1 Million Milben-Arten aus.
Pferde sind am häufigsten von der Chorioptes equi, einer hauptsächlich schuppenfressenden Milbe (nagt die oberste Hautschicht an und ernährt sich dann von Hautsekret und Lymphe)
oder
Sarcoptes scabiei var. equi (Grabmilben, Erreger der Krätze oder Räude) bohren regelrechte Gänge (bis in 1 cm Tiefe) in die oberen Hautschichten. Die Milbenart wird in Europa allerdings sehr selten bei Pferden beobachtet. Sarcoptes-Milben sondern keratolytischen Speichel ab, welcher die Auflösung des interzellulären Zellverbandes der Keratinozyten bewirkt. Als Nahrung dient den Milben dann das Cytoplasma von Epidermiszellen.
(Lehrbuch der Parasitologie der Tiermedizin, Eckert et. al, 2005).
Beide bei Pferden vorkommende Arten haben die äußerst unangenehme Eigenschaft, dass sie sich nicht nur von ihrem Wirt ernähren, sondern sich auch auf ihm vermehren.
Haben sich die Pferde irgendwo rote Vogelmilben aufgesammelt - die sind zwar auch lästig, können sich aber auf dem fremden Wirt nicht vermehren. Sprich, sie schlagen sich den Bauch voll und sterben irgendwann und der Spuk ist mehr oder minder vorbei.
An rote Vogelmilben kommt das Pferd übrigens recht schnell, wenn die Haltung gemeinsam mit Geflügel erfolgt. Vor allem Hühner und Tauben sind recht häufig von roten Vogelmilben befallen.
Chorioptes equi
- Länge etwa 400-600µm, kauende Mundwerkzeuge, Beine überragen den seitlichen Körperrand
- Gesamtentwicklung Ei-Larve-2 Nymphen-Stadien-Aldulti in ca. 3 Wochen
- Leben auf der Haut, nehmen Epidermiszellen, Talg und Exsudat (gelbliche bis klare und geruchlose Flüssigkeit, die vom Körper in allen Phasen der Wundheilung produziert wird) auf.
- Übertragung durch direkten oder indirekten Kontakt
- lösen eine Hypersensitivitäts-Reaktion aus
Folgen:
- starker Juckreiz, oberflächliche
- perivaskuläre Dermatitis ( juckende, rötlich-livide, flach erhabene Bläschen),
- Verdickung der Haut, Acanthose (Verbreiterung der Stachelzellschicht (Stratum spinosum) des Plattenepithels (spezialisier oberflächliche Zellschicht) der Oberhaut (Epidermis) und bestimmter Schleimhäute durch Vermehrung oder Vergrößerung der Zellen)
- Spongiose (interzelluläres Ödem von Epidermis und/oder Adnexepithel, was histomorphologisch zu einer Erweiterung der Interzellularräume und nach Ruptur desmosomaler Verbindungen zwischen Keratozyten zu intraepithelialen Bläschen führt)
- Parakeratose (Verhornungsstörung der Haut, die zu einer Veränderung im Aufbau der Oberhaut führt. )
- Keratinisierung (Schuppenbildung)
- Exsudatbildung
- Läsionen: Alopezie (Körper-Haarausfall), Erytheme (sichtbare Hautrötung), Schuppen, Krusten, Borken
Sarcoptes scabiei var. equi
- Länge etwa 300-500µm, Beine kurz, lang und ungegliedert mit kleiner Haftglocke, Anus terminal
- stationäre, permanente Parasiten
- Weibchen graben bis 1cm lange Gänge in die Epidermis - dort Eiablage und weitere Entwicklung
- Gesamtentwicklung Ei-Larve-2 Nymphen-Stadien-Aldulti in ca. 2 - 3 Wochen
- Ansiedlung vor allem in dünn behaarter Haut von Kopf, Nacken, Ohrmuscheln - von dort Ausbreitung in andere Körperregionen
- Übertragung durch direkten oder indirekten Kontakt (überleben im feuchten, kühlen Stallklima bis zu 3 Wochen)
- lösen eine Hypersensitivitäts-Reaktion aus
Folgen:
- starker Juckreiz,
- oberflächliche, perivaskuläre Dermatitis ( juckende, rötlich-livide, flach erhabene Bläschen)
- Verdickung der Haut, Acanthose (Verbreiterung der Stachelzellschicht (Stratum spinosum) des Plattenepithels (spezialisier oberflächliche Zellschicht) der Oberhaut (Epidermis) und bestimmter Schleimhäute durch Vermehrung oder Vergrößerung der Zellen)
- Spongiose (interzelluläres Ödem von Epidermis und/oder Adnexepithel, was histomorphologisch zu einer Erweiterung der Interzellularräume und nach Ruptur desmosomaler Verbindungen zwischen Keratozyten zu intraepithelialen Bläschen führt)
- Parakeratose (Verhornungsstörung der Haut, die zu einer Veränderung im Aufbau der Oberhaut führt. )
- Keratinisierung (Schuppenbildung)
- Exsudatbildung
- Läsionen: Alopezie (Körper-Haarausfall), Erytheme (sichtbare Hautrötung), Schuppen, Krusten, Borken
(Quelle: Lehrbuch der Parasitologie der Tiermedizin, Eckert et. al, 2005)
"... Nach SINCLAIR (1990) führen Infektionen mit Milben zur Entstehung einer
orthokeratotischen oder parakeratotischen Hyperkeratose des Stratum corneum. Bei Milben,
die im Bereich des Stratum corneum residieren (Chorioptes sp.), steht eine orthokeratotische,
bei solchen, die sich in unverhornte Epidermisschichten einbohren (Sarcoptes sp., Psoroptes
sp.), eine parakeratotische Hyperkeratose im Vordergrund...."
(Quelle: INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines DOKTORS DER VETERINÄRMEDIZIN (Dr. med. vet.)
durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von Florian Geburek aus Hilden Hannover 2002)
Folgen eines lang- oder längerfristigen, unerkannten Milbenbefalls sind u.a. bakterielle Sekundärinfektionen.
Schwere Veränderungen der Haut können zu Gewichtsverlusten, Verhaltensänderungen, Allgemeinerkrankungen und schlimmstenfalls zum Tod führen.
Allein vor diesem Hintergrund sollte die Überlegung angestellt werden, ob CPL (Chronisch progressives Lymphödem) tatsächlich als eigenständige Krankheit betrachtet werden sollte oder nicht die Folge eines Befalls mit Milben darstellt.

deutliche Hautläsionen, Bildung von Hautwulsten

deutliche Hautläsion
Unerkannt und unbehandelt werden Milben zur albtraumhaften 'never ending story'. Der Juckreiz, welcher durch sie verursacht wird ist unvorstellbar. Die betroffenen Pferde zeigen es durch unablässiges Stampfen mit den (meist) Hinterbeinen, welches über kurz oder lang auch zu Gelenks- und Knochenschäden führen kann. Meist wird auch die Hufsubstanz in Mitleidenschaft gezogen bis hin zu einer kompletten Veränderung der Form des Hufes.
Weiterhin beißen sich die Pferde selbst in ihrer Not die Beine blutig.
Man spricht hier gerne von der sogenannten 'Fußräude' oder auch (bei den Extremfällen) von 'Warzenmauke'. Es treten Hautläsionen ähnlich einer Mauke auf, gepaart mit einer extremen Schuppenbildung und deutlich fühlbaren „klebrigen Verhärtungen“ der Haut.
Reibt man vorsichtig, lösen sich leicht gelbliche - Schuppen.

deutlich erkennbare "Schuppen"

Hautrötung
Übertragen werden Milben im Übrigen meist von Pferd zu Pferd, in seltenen Fällen auch auf den Menschen.
Eher zu vernachlässigen ist eine Übertragung über das Putzzeug auf andere Pferde (Hier kann allerdings das Putzzeug vorsichtshalber mit Kieselgur behandelt werden).
Solange die Hautbarriere der anderen Pferde in der Gruppe in Ordnung ist, haben die Milben keine Lust auf Schwerstarbeit und bleiben lieber beim ohnehin schon geschwächten, derzeitigen Wirt.
Hier hat es sich zumindest bei meinen Pferden bewährt, auch den nicht befallenen Tieren vorsorglich eine Extraportion Zink über einen Zeitraum von 2 Wochen zukommen zu lassen.
Beim betroffenen Pferd hat sich eine Supplementierung mit Zinkurasan (Stärkung/Erneuerung der Haut), Jungbrunnen (Anregung der Durchblutung und somit Verbesserung/Beschleunigung des Heilungsprozesses), Siegfried (die antiparasitär wirkenden Inhaltsstoffe mögen auch Milben nicht) und als Grundmineralisierung Goldwert (gleichfalls sehr zinklastig) in der Praxis absolut bewährt.
Von außen - zunächst die Behandlung mit PuschelAKUT und hernach die weitere Hautpflege mit PuschelGLÜCK.
Bei Behangpferden sind auf jeden Fall die Behänge auf eine länge von ca. 0,5cm (am besten händisch mit einer Schere) zu kürzen.
Auf keinen Fall sollte das Langhaar an den Behängen komplett rasiert werden, da das (recht schnell) nachwachsende Haar erneut einen gewissen Juckreiz verursacht.
Während der Behandlung von außen sind äußerste Vorsicht und Behutsamkeit geboten. Safty first !!!
Man reizt die betroffenen Hautpartien automatisch (allein, wenn man sie nur berührt) und auch die sanfteste Behandlung wird da sehr schnell schmerzhaft für das Tier.
Tiere mit Milbenbefall lassen sich äußerst ungern an den betroffenen Stellen (meist Beine) berühren.
Es kann es auch beim ruhigsten Tier rasant zu „fliegenden Hufen“ kommen. Bei einem Gewicht von um die 500 kg nicht nur unangenehm, sondern auch lebensgefährlich für den Betreuer.
Eine zusätzlichen „Behandlung“ oder Reinigung mit Wasser und/oder Jodseife empfiehlt sich eher nicht, da die Haut zusätzlich gereizt wird.
Die Praxis hat gezeigt, dass Milbenbehandlungen von außen mit den gängigen Mitteln, die Verabreichung von Wurmkuren oder Injektionen auf Ivermectinbasis bestenfalls unterstützend im Kampf gegen die Milben wirken kann. Wirklich zielführend in puncto dauerhaftem Erfolg sind sie leider nicht.
Mit diesen Mitteln werden lediglich die Symptome behandelt – die Viecher, die gerade Ärger verursachen - erfreuen sich weiterhin bester Gesundheitheit. Die Ansiedlung neuer „Untermieter“ wird dadurch nicht verhindert, sodass hier schnell eine unschöne Abwärtsspirale entstehen kann.
Absolute Vorsicht ist bei der oralen Gabe der vielfach gehypten Schwefelblüte geboten.
Man kann das machen - unter fachkundiger Aufsicht und Anleitung - für 3 Tage.
Mit längeren Gaben macht man dann recht schnell die nächste "Baustelle" auf, und zwar im Magen-Darm-Trakt.
Der organische Schwefel wird zum Teil in anorganische Schwefelsäure umgewandelt, welche zu den wirklich aggressiven Säuren gehört.
Schwefelsäure sollte (wird) vom Körper sofort mit einem Kation (Cu, Mn, Ca etc.) gebunden, damit keine größeren Schäden im Körper verursacht werden.
Zum "Entschärfen" der entstehenden Schwefelsäure greift der Köper eigene Reserven an, welche dann auch irgendwann einfach erschöpft sind.
Der gesamte Magen-Darm-Trakt, welcher ja nunmal erste "Anlaufstelle" für den oral zugeführten Schwefel ist, ist allerdings von wirklich empfindlichen Schleimhäuten ausgekleidet und diese reagieren äußerst sensibel auf Schwefelsäure.
Sprich wir haben hier nicht nur die Gefahr einer Übersäuerung und eines absolut erhöhten Spurenelementeverbrauches.
Im Inneren allerdings entzünden sich die Schleimhäute und ein Leaky gut Syndrom ist mehr oder minder vorprogrammiert.
Übersetzt heißt das 'löchriger Darm'. Dahinter verbirgt sich eine vermehrte Durchlässigkeit der Darmwand, welche eine unerlässliche Barriere zwischen dem Wirtsorganismus und seiner Außenwelt darstellt. Die Schleimschicht an der Darmoberfläche verändert sich.
Viele Bakterien der Darmflora sterben einfach ab. Es werden spezielle Stress- und Entzündungsbotenstoffe gebildet, welche die darunter liegende Darmzellschicht zerstören.
Alle mit der Nahrung in den Körper gelangenden, giftigen Stoffe werden nun nicht mehr einfach mit dem Stuhl ausgeschieden, sondern können ungehindert in die darunterliegenden Blut- und Nervenbahnen eindringen und zu entsprechenden Veränderungen und Erkrankungen führen.
Eine wirklich langfristige Gabe (wie leider oftmals in social media kommuniziert) kann durchaus zu richtigen Löchern im Darm führen.
Symptome sind hier nach der Gabe von Schwefel zunächst Kotwasser, welches unter Umständen recht schnell zu Durchfall wird. Die Tiere werden lethargisch und appetitlos, das Fell struppig. Der Allgemeinzustand wird immer schlechter.
Ein Aufenthalt während der nassen Jahreszeiten in u.U. schlammigen Ausläufen ist nicht schön, ABER zuweilen unvermeidbar.
Vermieden werden sollte allerdings absolut ein Aufenthalt in schlammigen UND mit Kot/Urin geradezu verseuchten Ausläufen.
Niemand möchte wissen, was in diesem Untergrund tatsächlich alles lebt und, ob bzw. wie viele Beine dran sein könnten.
Hier sind nicht nur jeglichen Parasiten Tür und Tor geöffnet, sondern eben auch Strahlfäule.