Salz - früher wertvoller als Gold ...

Susanne Uekermann-Vetter • 29. August 2025

Das Elixier des Lebens im Wandel der Zeiten


Im Alten Testament wird soll Hiob verkündet haben:

„Isst man denn ungesalzene Speise? Wer hat Geschmack an fadem Schleim.“   (Hiob 6,6)


Nun ja, Hiob hatte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Ahnung, welch grosse Rolle Salz bzw. sein Hauptbestandteil Natriumchlorid für einen lebenden Organismus spielt, aber um geschmackliche Vorteile zu erkennen, benötigt man bekanntlich nicht zwingend eine hohe (Schul-)Bildung.

Bereits die Hochkulturen der Sumerer und Babylonier nutzten Salz nachweislich ab etwa dem 3. Jahrtausend v.Chr. zum Konservieren von Lebensmitteln.

Im keltisch-germanischen Raum erfolgte etwa zur gleichen Zeit eine – für damalige Verhältnisse – großangelegte Produktion von Salz aus Meerwasser.

Bei den Römern hatte Salz bereits einen so hohen Stellenwert, dass die Legionäre zeitweise damit bezahlt wurden. „Salär“ – eine Kombination der Worte Sold und Salz. Der römische Gelehrte Cassiodor – ein wirklich weiser Knabe – sagte einst:

„Auf Gold kann man verzichten, nicht aber auf Salz.“

Wie so oft in der Geschichte der Menschheit blieb das „weiße Gold“ allerdings den Reichen (und oftmals Nichtschönen) vorbehalten. Bauern konnten sich trotz eigener Schlachtung Fleischmahlzeiten nur in wirklich begrenztem Maße leisten.

Salz zum Pökeln und damit zur Haltbarmachung des hochwertigen Nahrungsmittels Fleisch war unglaublich teuer.


Im deutschsprachigen Raum änderte sich das erst, als in meiner Geburtsstadt Staßfurt (heutiges Sachsen-Anhalt), die mehreren hundert Meter dicken und 250 Mio. Jahre alten Salzschichten des Zechsteinmeeres abgebaut werden konnten. Ein absoluter Meilenstein – nicht nur in der wirtschaftlichen Bedeutung des Preußischen Reiches -, sondern vor allem in der Versorgung des „kleinen“ Mannes mit diesem „Elixier des Lebens“, etwa ab 1860 (!!!).

Um die globalwirtschaftliche Bedeutung – auch in der heutigen Zeit – zu verdeutlichen: Bis zum Jahre 1993 war der Salzhandel in Deutschland mit einer Steuer belegt und ein echtes Monopol. In China war der Salzhandel und somit der Preis von Salz bis 2017 staatlich geregelt!!!


Doch was macht Salz jetzt zum Elexier des Lebens???

Tauchen wir also etwas in den „Chemiebaukasten“ von Mutter Natur ein.

Salz ist die Verbindung aus einer Base (in wässriger Lösung pH-Wert über 7) und einer Säure (in wässriger Lösung pH-Wert über 7). Ganz einfach erklärt: Natronlauge und Salzsäure verbinden sich, indem die Salzsäure Teilchen abgibt, welche die Natronlauge wiederum aufnimmt. Und zack sind die Verbindungen, welche uns aus dem Chemieunterricht dunkel als nichts Gutes in Erinnerung sind, neutralisiert und auf wundersame Art und Weise lebenswichtig. Chemisch gesehen entsteht ein Salz und schon sind wir wieder bei unserem Speisesalz, in gelöster Form dann bei Kochsalz.


Im lebenden Organismus sind Natrium und Chlorid u.a. ausschlaggebend für:

·       Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts,

·       Nervenleitung

·       Muskelkontraktion

·       Regulierung des Blutdrucks

·       Verdauung

·       Knochenaufbau


Der Körper eines Erwachsenen enthält lt. einschlägiger Fachliteratur ca. 150 – 300g Speisesalz.

Zum Ausgleich des täglichen Verlustes durch Schweiß und anderer Stoffwechselendprodukte werden täglich etwa 1 -3g Salzaufnahme  benötigt. Im Falle großer körperlicher Anstrengung mit entsprechendem Schweißverlust oder aber bei Durchfällen kann der tägliche Verlust bis zu 20 Gramm erreichen.


Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch jede Menge Schatten, auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar.


Fakt ist:

Das Gros der Menschen hat lediglich knapp 150 Jahre benötigt, um von einer mehr oder minder Mangelsituation in die Wohlverstandsverwahrlosung des (zu) hohen Salzkonsums zu verfallen.

Unser heutiger, nach offiziellen Zahlen geschätzter, durchschnittlicher Salzverzehr liegt irgendwo zwischen 9 und 12g (!) pro Tag.


Allerdings setzt sich niemand mit dem Teelöffel ans Salzfass und „schaufelt“ lustig in sich hinein (schmeckt auch widerlich), sondern wir konsumieren lustig im Übermaß ohne es zu wissen, sofern wir nicht weitestgehend selbst mit unverarbeiteten Lebensmitteln kochen.

(Salz im Übermaß kann sogar tödlich sein. Es gibt einen bekannten Fall, in welchem einem 4-jährigen Mädchen zwangsweise Salz in einer Menge von etwa 30g zugeführt worden ist. Das Kind ist verstorben.)


Wir erinnern uns:

Salz wird zu Zwecken der Konservierung (Schutz vor Verderbnis) eingesetzt UND es ist ein Geschmacksverstärker.

Sprich, wenn die „Suppe nicht so ganz gelungen ist“, dann hat eine zusätzliche Prise Salz den Koch schon oft vor einer Zurechtweisung bewahrt (sofern er es nicht übertrieben hat, sonst geht die Nummer nach hinten los).

Hochverarbeitete Lebensmittel, welche wir in der Hektik der heutigen Zeit unweigerlich zu uns nehmen (müssen), sorgen hier für einen fast schon exorbitanten Konsum.


„…Der größte Teil der Salzaufnahme erfolgt durch verarbeitete Lebensmittel und weniger durch Nachwürzen. Im GDA-Kennzeichnungssystem (Liste der Inhaltsstoffe auf Verpackungen verarbeiteter Lebensmittel) wird der Salzgehalt in Form von Salz-Äquivalenten angegeben. So lautet eine Angabe beispielsweise 1 Gramm Natrium und nicht 2,5 Gramm Salz….“

(Wikipedia Stand 08/25)


Es wird vermutet, dass die Evolution der Menschheit hier ein Schnippchen geschlagen hat. Da Salz in der Entwicklung der Menschheit früher knapp war, haben wir uns bei der Aufnahme quasi selbst mit Dopamin (Glückshormon) belohnt. Was vor ein paar tausend Jahren eine durchaus sinnvolle „Einrichtung“ von Mutter Natur war, verkehrt heute ins Gegenteil. Man könnte uns schon fast als Salzjunkies bezeichnen.


Ein weiterer Aspekt ist, dass unserem herkömmlichen Speisesalz, welches wir für ein paar Cent beim Discounter erwerben können, nicht nur sämtliche, natürlich enthaltenen Mineralstoffe mittels Reinigung entzogen worden sind, sondern es wurde auch noch "aufgepeppt".


Damit das Salz besser aus dem Streuer fluppt, gibt es sogenannte Rieselhilfsstoffe und irgendwann hat dann auch mal jemand beschlossen, dass wir alle wahlweise in einem Jod- oder Fluorid-Mangelgebiet leben und diese Stoffe gleichfalls zugesetzt.

Vergessen wird an der Stelle leider, dass Jod und Fluorid zu der Art Spurenelementen gehören, welche unser Körper wohl benötig, um zu funktionieren, ABER hier macht die Menge eben tatsächlich das Gift.

Vor allem Fluorid kein „Spielzeug“ und wir nehmen es oftmals bereits in mehr als nur bedarfsdeckendem Maße über das Trinkwasser, beim Genuss von schwarzem oder grünem Tee oder Meeresfrüchten auf.


Ein weiterer, wirklich spannender und jahrtausendealter Verwendungszweck von Salz ist die Heilkunde und auch die morderne Schulmedizin. Äußerlich wurde Salz zur Behandlung von Wunden und Geschwüren eingesetzt, es als reinigend, zusammenziehend und lindernd dient. Es wirkt antibakteriell und eine mittels Infusion verabreichte Kochsalzlösung hat schon manch dehydriertem Menschen das Leben gerettet.


Im Alltag lässt sich feststellen, dass sich mittels einer Salzlösung die unterschiedlichsten Dinge wunderbar auf natürliche Art und Weise desinfizieren und reinigen lassen. Die Anwendungsgebiete reichen hier von der Verwendung als Zahnpasta (mein Großvater hat darauf geschworen) bis hin zum Bad von Zahnprothesen oder Ballenheunetzen für Pferde in einer Salzlösung.


Neben unserem fast  „nackten“ Speisesalz mit zweifelhaften, industriellen Zusätzen, gibt es noch die wundervollen Natursalze, welche nach ihrer Gewinnung klassifiziert werden.


Meersalz  – das bekannte Fleur de Sel oder auch keltisches Salz – gewonnen aus Meerwasser in sogenannten Salzgärten. Ein geschmackliches Highligt und bis heute echte Handarbeit. Dieses Salz verfügt tatsächlich über einen natürlichen höheren Jodgehalt.

Steinsalz  – hier gibt es weltweit diverse Abbaugebiete weltweit und die Salze unterscheiden sich aufgrund der in unterschiedlichem Anteil enthalten Mineralstoffe in Geschmack und Farbe. So sorgt der Anteil an Eisen eben für das nette rosa Himalaya-Salz. Persisches Salz ist aufgrund des höheren Kaliumanteils hübsch bläulich. (Das verantwortliche Mineral Sylvin ist normalerweise farblos, stört aber das Kristallgitter so nett, dass die bläuliche Färbung entsteht.)

Mittels Auswaschverfahren gewonnene Salze. In Norddeutschland verdanken die Halligen diesem Verfahren ihren Namen. Althochdeutsch Hall = Salz. Indigene Völker in Südamerika und West-/Zentralafrika gewinnen Salz mit einem höheren Kaliumanteil. 

Zusammenfassend kann man also tiefenentspannt davon ausgehen, dass wir Menschen und auch unsere fleischfressenden Haustiere in puncto Salz ganz sicher NICHT unter einem Mangel leiden.

(Eher an einem Mangel des Gegenspielers Kalium, hauptächlich in Obst, grünem Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zu finden.)

Während Salz oder zumindest Natrium bei Lebensmitteln zwingend deklariert werden müssen, ist dieses beim Tierfutter eben nicht so. Da bleibt letztlich nur das Nachfragen beim jeweiligen Hersteller.

Vor allem beim Futter für Hunde und Katzen ist das Risiko einer Überversorgung mit Salz relativ hoch.


Anders sieht die Sache bei Pflanzenfressern (Pferden) aus. Hier besteht ohne frei zugänglichem Salzleckstein tatsächlich eher das Risiko einer Unterversorgung mit Salz.

Interessanterweise wird Viehsalz NICHT gereinigt. Sprich die im Salz natürlich enthalten Spurenelemente bleiben im Gegensatz zum handelsüblichen, raffinierten Pendant Industriesalz des humanen Verzehrs erhalten.

Natursalz besteht selbstverständlich auch zu mind. 95% aus Natriumchlorid, ABER die maximal 5% enthaltenen Mineralstoffe sind eben nicht nur ausschlaggebend für den Geschmack, sondern besitzen auch ernährungspysiologisch positive Eigenschaften.


Mit welchem Salz zu Hause die selbstgekochten Mahlzeiten gewürzt werden, bleibt letztlich jedem Einzelnen überlassen.

ABER: Du bist, was du isst.

Eine kleine kulinarische Weltreise durch verschiedene natürliche Salze ist nicht nur spannend und ein zusätzlicher Augenschmaus, sondern ein echtes geschmackliches Highlight.😉